Nachdem wir den Berg in Potosí bezwungen hatten, fühlten wir uns wie Don Quijote und ritten auf einem klapprigen Gaul, ähm Bus gen Süden.
Der Bus fuhr sehr ausgeglichen, bergauf langsam aus Mangel an Kraft und bergab ebenso, weil seine Bremsen wohl ebenso schwach waren und nur die Motorbremse half.
Beruhigend wirkte, dass neben uns 3 Generation Indigenas seelenruhig schliefen.
Zwischendurch half ich dem Fahrer noch bei einer Notbremsung für zwei Esel, die auf die Straße liefen, ich sah schon das Blut an die Frontscheibe spritzen. Aber nochmal „Schwein“ gehabt.
Auf der Fahrt zur argentinischen Grenze wurde es zunehmend heißer, was unseren leicht unterkühlten Knochen wohltat.
Nach 7 Stunden erreichten wir den Grenzort Villazón und liefen über die Grenze. Auf argentinischer Seite wurden wir mit den Weiten des Landes vertraut gemacht. Ein Schild wies uns den Weg zur südlichsten Stadt Argentiniens, Ushuaia, aber bis dahin waren es noch 5121km.
Wir ließen uns nicht abschrecken und stiegen in einen Bus der uns zur nächstgrößeren Stadt bringen sollte und von dort aus nach Córdoba. Problem war, dass der Bus nicht so klapprig aussah wie er es war. Auf halber Strecke fingen die beiden Fahrer an unter den Bus zu kriechen und kamen mit einem Hydraulikschlauch wieder hervor. Diesen versuchten sie dann mit Isolierband und Schlauchschellen zu flicken. Das Ergebnis erlebten wir nicht mehr, da wir geistesgegenwärtig in einen anderen Bus umstiegen. Dieser brachte uns dann die restlichen 100km sicher nach Jujuy. Dort hatten wir einige Probleme Bargeld zu bekommen, bzw. mit Kreditkarte zu bezahlen. Worauf hin wir uns ein Taxi nahmen, das uns zum neuen Busterminal bringen sollte. Der Taxifahrer war recht redselig, ließ sich trotz verlorenem WM-Finale nicht davon abbringen Hitler zu loben. Nachdem er sagt Hitler hätte razón, also Grund für sein Handeln, brachen wir unsererseits die Unterhaltung ab.
Zeitnah bestiegen wir den Bus nach Córdoba, wo wir auch nach 10 Stunden ankamen.
Wir suchten uns ein Hostel im Zentrum, direkt in ’ner Einkaufsstraße, welche total überlaufen war.
Abends schlenderten wir ein wenig rum auf der Suche nach Bier. Das fanden wir auch in einer gut besuchten Straße, dort waren vorrangig ausreichend versorgte StudentInnen unterwegs. Am Nachbartisch saßen fünf dieser Exemplare, weiblicher Art und Fingernägel kauend. Die schafften es nicht mal das Fernet Branca Rätsel der Promotion Aktion ohne abzugucken zu lösen. Sie scheiterten wohl an der Frage „Wieviele Buchstaben folgen A und B im Alphabet?“. Ich konnte die Frage auch nicht beantworten, da ich nicht wusste welches gemeint war und ob Ä, Ö und Ü mitzählen. Schließlich und endlich bekamen die Mädels dann doch ihren Fernet, mich ließ das aber an dem hiesigen Bildungssystem zweifeln. Eine derzeit vorherrschende Mode in Argentinien zwingt die Mädchen sich die untere Hälfte ihrer langen Haare zu blondieren, grauenhaft.
Am nächsten Tag entschlossen wir uns zu einer Stadtrundfahrt. Dadurch bekamen wir genügend Input für einige interessante Spaziergänge durch die Stadt. In Córdoba fuhren noch Oberleitungsbusse russischer Bauart.
Am nächsten Abend kamen wir wieder, um noch weitere Quillmes Gläser mitgehen zu lassen. Die Kellner unter deren Augen wir unser schmutziges Geschäft vollzogen, sahen aus wie Bill Clinton und Ulf Kirsten.
An unserem letzten Abend in Córdoba begaben wir uns wieder an den Tatort, aber dieses Mal war es noch hell, was aber unsere Tischnachbarn nicht davon abhielt besoffen zu sein. Irgendwie kamen wir ins Gespräch und durften uns das Leid der argentinischen Mittelschicht anhören. In meinen Augen war es kein wirkliches Leid, da hatten wir schon schlimmeres auf unserer Reise gesehen. Naja, jedenfalls schleppten sie und ins Haus der 80 Biere, welches eine hervorragende Aussicht bot, die aber mit jedem Bier schwand.
Das Ende des Liedes war, das wir uns Videos ansehen mussten, die einen von diesen “Armseeligen” beim Liebesakt zeigten. Damit war auch unsere Schmerzgrenze erreicht und wir setzten uns langsam ab. Eigentlich hatten wir noch eine Einladung für den darauffolgenden Tag zu einem Asado (Grillen), aber zum Glück schossen sich unsere neuen Freunde noch ordentlich ab und kamen am Sonntag nicht aus dem Bett.
Wir nutzten die gewonnene Freizeit zu einer Fahrt zum örtlichen Stadion. Das Stadion Mario Alberto Kempe war am 21. Juni 1978 Schauplatz für die “Schmach von Córdoba” aus deutscher Sicht und für Österreich das “Wunder von Córdoba”. Deutschland verlor damals bei der WM mit 2:3 gegen Österreich und schied aus.
Übrigens schließen Sonnabend um 13 Uhr die Geschäfte und das Leben in der Innenstadt von Córdoba stirbt aus. Völlig krass zu sehen wie sich von einem Augenblick auf den anderen Menschenmassen in Nichts auflösen.
Am Abend ging es dann weiter Richtung Mendoza und von dort aus direkt nach Santiago.